Popanz war auch nass und schwer. Er konnte sich kaum bewegen. Nur, wenn ihm der Wind kräftig in die nassen Glieder fuhr, klapperte und rasselte er, dass die Vögel die Weite suchten. Aber denkt nicht Kinder, dass alle Vögel immer gleich weiter flogen. Nein, da gab es einen ausgefuchsten Schlaumeier: Den Kuckuck. Er flog auch sechsmal davon, aber dank seiner Verfressenheit, zum siebenten Mal blieb er in der Nähe und beobachtete, was der alte Popanz außer Rasseln, Rütteln und Klappern noch drauf hatte. So bekam er es heraus, dass die Vogelscheuche sich nicht vom Fleck bewegen konnte. Er war sogar so frech, dass er die Körner aus Popanzes Hut fraß.
,,So, du alte Strohpuppe“ spottete der Kuckuck, ,,Mich kannst du hier nicht mehr verscheuchen. Ich warte, bis der fette Happen Regenwurm aus der Erde kriecht.“ Er brauchte nicht lange warten. Nach dem nächsten Regen, als er gerade auf einem Ast über Popanzes Kopf saß, kam Würmi aus dem Boden geschwürmt.
,,So, du Leckerbissen“ schrie der Kuckuck, ,,jetzt mache ich aus dir ein schönes Frühstück.“ Er stürzte mit weit aufgerissenem Schnabel vom Baum auf Würmi los. Würmi Pass auf! Aber Würmi passte nicht auf. Doch da, die Schlingpflanze! Sie schlang blitzschnell einen Fangarm um das Bein des Kuckucks. Der Kuckuck blieb, mit dem Schnabel nach unten in der Luft hängen. Die Schlingpflanze hielt ihn gefangen und schaukelte ihn wie einen Schaukelstuhl über Würmis Kopf hin und her. Würmi erschrak, aber die Schlingpflanze lachte nur und sagte:
„Keine Angst! Der Kerl hier kann jetzt nichts Böses tun.“ Und sie schüttelte den Kuckuck ganz kräftig. Der Kuckuck versuchte sich loszureißen und schimpfte dabei, dass die Tomaten rot wurden: „Lass mich los, du ku-ku Kuhfladen verwertender Kompostschmarotzer, sonst reiße ich dir deine Wurzel raus!“
So konnte Würmi seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen, besser gesagt nachkriechen. Denn er liebte es, sich durch den Boden zu würmen, die Erde in sich hineinzustürmen und hinten wieder aufzutürmen. Ja Kinder, Würmi war ein glückliches Lebewesen, denn er durfte das tun, was er am liebsten tat. Er schwürmte und würmte tagaus, tagein und lockerte die Erde auf, so, dass die Pflanzen sich immer wohl fühlten.
Würmi liebte es, zwischen den Wurzeln der Pflanzen hindurch zu kriechen. Besonders schön fand er es, unter den Zwiebelwurzeln herumzuschlängeln, die waren die Dankbarsten und wuchsen schnell. Die feinen Wurzelfädchen streichelten ihn und erzählten immer die Neuigkeiten von oben. Die Tomaten- Paprika -und Kürbiswurzeln warnten ihn, wenn Gefahr im Garten lauerte. So wusste Würmi stets Bescheid, was über der Erde passierte. Aber er war neugierig, drum kroch er des Öfteren aus der Erde, um alles selber zu sehen. Besonders nach dem Regen. Denn er verstand es nicht, wieso das Wasser plötzlich von oben kommt, wo es normalerweise unten im Boden steckt.
Und genau, als es regnete und Würmi aus der Erde schwürmte, hatte keine Wurzel ihn gewarnt. Denn die Pflanzen waren alle mit sich selbst beschäftigt. Sie hatten gebadet, und vom vielen Wassertrinken waren sie betrunken.Der Kuckuck hing mit dem Kopf nach unten und sah, wie Würmi sich über seine Gefangenschaft freute. Er riss den Schnabel auf und versuchte Würmi beim Vorüberfliegen zu schnappen, aber er konnte ihn nicht erreichen. Er schnappte immer in die Luft. Würmi türmte schnell einen Erdhaufen über seinem Kopf auf, und beim nächsten Versuch schnappte der Kuckuck voll in das Häufchen. Er konnte erst gar nicht reden, soviel Erde hatte er geschluckt, dann fing er an zu schimpfen:
„Käse-Käse“ rief er mit kratziger Stimme.
Aber Würmi lachte nur: „Nein, nein, das ist nicht Käse, das ist Erde!“
Der Kuckuck hustete und pustete: „Käse-ku-Käse, kuu kuck, kuck-kuck.“ Er bekam einen Schluck-kuck-kuckauf und es verging ihm die Lust auf Würmi.
Die Schlingpflanze holte zu einem großen Schwung aus und schleuderte den Kuckuck weit, weit weg. Er aber vergaß vor Überraschung und Wut seine Flügel zu öffnen. So fiel er mit dem Gesicht voll in eine Pfütze. Sein Schnabel bohrte sich in die lockere Erde. Auweh! Er war sauer und schrie:
„Nun warte du freches Gewürm, du ekliges Ungeziefer ku-ku-kuck, (du süßes Häppchen) dich werd ich noch auf meinen Teller legen.“ Er hüpfte mit einem hinkenden Bein und hängenden Flügeln davon.
Der Kuckuck jedoch erholte sich schnell und war schon wieder zur Stelle. Er wartete den Moment ab, in dem die Schlingpflanze nicht aufpasste, und schwups! stürzte sich erneut auf Würmi los.
Aber diesmal waren es die Tomatenpflanzen, die sich über Würmis Kopf zusammenschlossen. So blieb der Kuckuck in ihren Kronen hängen. Da fing der Wind an zu wehen und trug die Schlingpflanze hinüber, um ihn zu fangen.
„Oh ku-ku-Käse“ sagte der Kuckuck. „Die machen mir echt keinen Spaß.“ Er sammelte seine ganze Kraft, riss sich mit einem Ruck los und flog so weit weg, dass er nie wieder kam.
Würmi hatte vor Freude wieder gespielt, aber kaum ist er zwei Mal über die Rhabarberstängeln hinuntergerutscht, riefen ihn schon die Studentenblumen: „Komm, lieber Würmi, unser Boden ist so hart. Lockere ihn mal ein bisschen, sonst verkümmern wir.
„Ach, schon gut, liebe Freunde! Ich komme und kümmere mich lieber um euch“, sagte Würmi und begann sofort mit der Arbeit.
Er schwürmte durch den Boden und kitzelte die Wurzeln, dass die Blumen nur so lachten. Und, das weißt doch jedes Kind, jedes Mal, wenn eine Blume lacht, geht eine Blüte auf. Würmi war sehr fleißig, so dass nach vier Tagen alle Blumen blühten.
Erst kletterte er auf einen großen Stein, sprang herunter und fiel auf die -aua- Schnauze. Er gab es jedoch nicht auf sondern übte, und übte fleißig, bis er bald von einem kleinen dicken Baum richtig hinunterfliegen konnte.
Aber die schöne Zeit im Garten war schnell wieder vorbei. Die Blumen fingen an zu verkümmern, und die Pflanzen wurden traurig. Es kam nämlich ein Bösewicht, ein Maulwurf, und wühlte den ganzen Boden auf. Er biss sich durch die feinen Wurzeln und beschädigte die Pflanzen. Die Bäume wollten ihn bremsen und stellten dicke Wurzeln in seinen Weg, aber er knabberte sie alle durch. Da kam Zacko mit einem Spaten, um ihn zu fangen. Aber der Maulwurf war so pfiffig, dass er immer verschwand, wenn Zacko mit dem Spaten in die Erde stach.
Würmi überlegte, und plötzlich kam ihm eine Idee. Er schwürmte flugs zu den Schlingpflanzenwurzeln. Schnell hatten sie sich einen Plan ausgedacht. Das war auch gut so, denn der Maulwurf war schon lange hinter Würmi her. Er wollte ihn fangen und auffressen. Würmi brauchte nicht lange zu warten, da kam er schon. „Nun Würmi, jetzt aber los!“, rief die Schlingpflanze. Da begann ein Wettkriechen zwischen Würmi und dem Maulwurf. Würmi ringelte und schnurrte so schnell er konnte. Der Maulwurf schaufelte mit den Vorderpfoten wie ein Bagger hinter ihm her.
....An der verabredeten Stelle kam Würmi aus dem Boden geschwürmt, und die Schlingpflanze wartete schon. Sie hatte eine dicke Schlinge und ein Blatt auf die Erde gelassen. Würmi schlüpfte durch die Schlinge und hielt sich am Blatt fest. Gleich hinter ihm kam der Maulwurf. Er schob seine lange Rüsselnase aus dem Loch, um Würmi zu schnappen. In diesem Moment, hob die Schlingpflanze das Blatt mit Würmi in die Höhe, und zog die Schlinge um die Nase des Maulwurfs fest zusammen. Da war der Bösewicht gefangen! Die Schlingpflanze ließ Würmi herunter und hob den Maulwurf in die Luft. Pschiehu-pschiehu, flog der Maulwurf über den Garten. ,,Pfupf, pfupf“ er konnte nicht mal schimpfen, denn sein Maul war zusammengeschnürt.
Die Pflanzen lachten und die Orchideen streckten spöttisch ihre Zungen heraus. Kratatt, kratatt“, knatterte der alte Popanz. ,,Raff, raff“ bellte ein wilder Hund. Er wollte den Maulwurf fangen. Aber die Schlingpflanze schleuderte den Bösewicht in den Bach. Als der Maulwurf aus dem Wasser kroch, war der wilde Hund schon am Ufer. Da sprang er in den reißenden Bach zurück und verschwand für immer.
Nun war zwar der Garten verwüstet, aber der Übeltäter war endlich weg. Zacko kam mit dem Spaten wieder und bearbeitete den Boden von oben. Würmi fing von unten an. Er heilte und verband die zerrissenen Wurzeln. Er kitzelte sie und die Blumen lachten und blühten wieder. Sie gaben viel Nektar. So konnten die Bienen den ganzen Sommer Honig sammeln. Sie waren froh und ließen Honigtropfen auf Würmis Kopf fallen. Die Tomaten und Paprikas wuchsen wie im Märchen. Die Kürbisse wurden in diesem Jahr so groß, dass da hundertzweiundsiebzig Mäuse bequem in einen von ihnen hineingepasst hätten. Sogar wenn sie alle Wintermäntel und Gummistiefel anhätten.
So verging der Sommer und langsam kam der Herbst. Würmi kroch tief in die Erde, um sich zum Winterschlaf zu legen. Aber Zacko hatte von einem alten Igel erfahren, dass der nächste Winter sehr kalt werden würde. Deswegen grub er ein tiefes Loch und ließ an einem Seil eine kleine Schale hinunter. Er brauchte nicht lange zu warten, da kam Würmi und legte sich hinein. Zacko zog die Schale wieder hoch, und nahm Würmi für den Winter in sein Haus. Er setzte ihn in den großen Topf der Bananenstaude. Würmi kitzelte die Wurzeln. Das gefiel den Bananen und sie fingen nach einem Tag zu blühen an. Ja, sie wurden mitten im Winter richtig reif. Zacko baute Brücken, Gänge und Leitern zwischen den Blumentöpfen. So konnte Würmi von Topf zu Topf schwürmen.